Inforveranstaltung zum Thema „Erhalt des Gebiets Haselwald-Spitzmatten“

Der grüne Finger in die Innenstadt

„Es ist der grüne Finger, der bis in die Innenstadt reicht!“ Als Kaltluftentstehungsgebiet, sorge die Fläche Haselwald-Spitzmatten für Frischluft und Abkühlung bis ins Zentrum und habe damit eine wichtige Funktion für den Stadtkern. Erklärte die Dipl. Biologin Susanne Michiels die Frage nach den Auswirkungen auf  die Innenstadt, falls das Gebiet Haselwald-Spitzmatten bebaut würde.
Die Naturschutzbeauftragte erläuterte auf Einladung der Emmendinger Grünen ca. 50 Interessierten anschaulich die Wege der Frischluft entlang des Brettenbachs und der Bahnlinie. Bereits 2002 empfahlen Klimagutachten und weitere wissenschaftliche Analysen, wegen der negativen Klimawirkung, von einer Bebauung des Gebiets Abstand zu nehmen. Es habe sich seither an der Gesamtsituation in Emmendingen nichts geändert und sei deshalb nicht nachvollziehbar, warum sich die Stadt nun nicht mehr an die Empfehlung halten wolle, die sie seither berücksichtigte und verteidigte, so die Expertin. Auch als Versickerungsfläche sei das Gebiet wichtig. Schon jetzt habe man bei starken Regenfällen nasse Keller im Stadtteil Bürkle-Bleiche. „Wenn dieses Gebiet versiegelt wird, müssen wir diesbezüglich mit großen Problemen rechnen.“

Man könne die Bevölkerungsbewegung in Richtung Breisgau nicht aufhalten, die Menschen würden von der verführerischen landschaftlichen Gegend und der Nachfrage nach qualifizierten  Arbeitskräften angelockt, so Vorstandsmitglied Norbert Rösch „Das ist verständlich und richtig, ich bin auch froh, dass ich hier leben kann, obwohl ich nicht hier geboren wurde.“ Allerdings seien es nicht die Prognosen über Bevölkerungswachstum, die den Zuzug nach Emmendingen entscheiden, wie weithin suggeriert werde. Das Wachstum hänge entscheiden von der Bautätigkeit ab. „Die Leute werden dort hinziehen, wo Wohnraum zur Verfügung steht“.  Rösch kritisiert hier besonders, dass die Stadt von drei möglichen Varianten des Statistischen Landesamts immer die höchste mit 3758 bis zum Jahre 2021 nenne, während beispielsweise die niedrigste Variante nur von  373 Personen Zuwachs bis 2021 ausgeht. Hier werde der Anschein von Wissenschaftlichkeit und Unabhängigkeit erzeugt, tatsächlich benutze man aber nur die Zahlen, die am besten dem eigenen Zwecke dienen. Eine öffentliche Auseinandersetzung so zu führen sei unfair und lasse die nötige Transparenz vermissen.

Mit der fehlgeleiteten Debatte, Sozialer Wohnungsbau versus Naturschutz, lenke man von der eigentlichen Problematik ab und spiele ein sozialpolitisch gefährliches Spiel, so Heike Petereit-Zipfel vom Vorstand der Grünen. Am ungeregelten Wohnungsmarkt sei damit zu rechnen, dass die Preise weiter steigen, auch wenn man dieses wertvolle Stück Natur opfere. Es sei ein Irrglaube, anzunehmen, bei höherer Bautätigkeit, würden die Preise sinken, denn der zur Verfügung stehende Boden ist begrenzt. Für sozial verträgliche Mietpreise müsse sich die Politik stark machen, indem sie beispielsweise bei Neubauvorhaben, Vorgaben für Sozialen Wohnungsbau macht und auch selbst baut. „Es geht darum, in die Zukunft zu schauen und Versäumnisse im Bereich sozialer Wohnungsbau aufzuholen. Schuldzuweisungen sind dabei nicht hilfreich.“ In diesem Sinne moderierte Petereit-Zipfel die Veranstaltung und lud zur Mitarbeit am Thema Stadtentwicklung mit einem Fokus auf das „urgrüne Thema sozialer Wohnungsbau“ ein.
Heike Petereit-Zipfel
Vorstandsmitglied

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