Leserbrief zum Artikel „Streit um sozialen Frieden“, Heike Petereit-Zipfel

zu: http://img.der-sonntag.de/dso-epaper/pdf/DS_bre_26.06.2016.pdf – Seite 2

Bei allem wirklich ernst gemeinten Respekt wie  Hochachtung vor der Arbeit und dem gesellschaftlichen Engagement von Herrn Woestmann, der bei seinen Beurteilungen auch auf mehrere Jahrzehnte Erfahrung im  kommunalpolitischen Geschehen zurückgreifen kann, sei die Frage gestattet, ob er tatsächlich daran glaubt, dass die Wohnungslosigkeit für Menschen „die nicht ganz einfach“ in ihrem Sozialverhalten sind oder für diejenigen, die sich verständlicherweise nicht trauen, ihre Armut zu zeigen, dadurch beseitigt werden kann, dass man das Gebiet Haselwald-Spitzmatten bebaut?!
Wenn die Stadt sich tatsächlich auf dem Gebiet „Sozialer Wohnungsbau“ besser aufstellen will, muss sie dafür nicht dieses Kaltluftentstehungsgebiet opfern und damit die wichtigste Frischluftströmung in die Innenstadt und die Versickerungsfläche zerstören, die den Stadtteil Bürkle-Bleiche vor größeren Problem mit Hochwasser schützt. Dieses Gebiet schreit allenfalls „Finger weg!“ und nicht „Bebaut mich!“, wenn wir ihm schon eine persönliche Stimme verleihen wollen.

Wenn unsere gewählten Rätinnen und Räte ernst genommen werden wollen, mit ihrer Absicht bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, sollen sie zunächst einmal geprüfte Alternativpläne vorweisen und nicht mit einseitigen Informationen (Stat. Landesamt zu erwartender Zuzug in EM höchste anzunehmende Zahl 3758 bis 2021 – nicht erwähnt die niedrigste mit 373 Personen) versuchen, Stimmen für die Bebauung dieses Gebiets zu ködern. Was ist z. B. mit dem Gebiet gegenüber des Freibads, warum baut die Stadt dort, wo vieles für Familien vorhanden ist und schon seit Jahren nach einer passenden Verwendung gesucht wird, keine Sozialwohnungen? Warum verpflichtet man sich nicht auf mindestens 30% Sozialwohnungsbau bei Neubauprojekten? Warum treibt man beim Areal Blume nicht Sozialen Wohnungsbau mit aller Kraft voran?

Von der Stadt hören wir nur immer wieder, es gebe keinen Platz um den zu erwartenden Zuzug aufzufangen, da geht es nicht um psychisch oder suchterkrankte Menschen und Arme, denn den 200 Leuten, die da gemeldet sind (und auch für die nicht erfassten MitbürgerInnen), kann Emmendingen Wohnraum schaffen, ohne dieses schützenswerte Stück Natur zu zerstören. Hier geht es um potente Käufer oder Mieter, mit denen sich ein solches Gebiet bestens vermarkten lässt. Wie sagte eine Bürgerin kürzlich an der Kasse bei Lidl: „Da brauchen wir uns doch nichts vormachen, denen geht’s doch nicht um die Armen, die kriegen bestenfalls die Wohnungen direkt an der Bahnlinie, wenns überhaupt wahr wird und die wo sichs leisten können, wohnen dann wieder hinten, wos ruhig und schön grün ist.“

Heike Petereit-Zipfel
Vorstandsmitglied

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